38 Unterwegs im Landkreis Ansbach Eichenwäldern bewundern und dem Lauf der Bäche folgen, an denen man mit etwas Glück den farbenprächti- gen Eisvogel erblickt. An sonnenbe- schienenen Hängen, wo Schäfer ihre Herden weiden, wachsen Küchen- schelle, Thymian und verschiedene Orchideenarten, und auf Streuobst- wiesen kann man im Schatten eines Apfelbaums liegend dem Summen der Bienen lauschen. Vor allem aber findet man auf der Frankenhöhe das, was es anderswo kaum noch gibt: Ruhe. Der Hesselberg: mystischer Zeugen- berg zwischen Ries- krater und Frankenalb Zwischen Dinkelsbühl und Wassertrü- dingen im Landkreis Ansbach ragt der Hesselberg empor, mit 690 m Höhe die höchste Erhebung Mittelfrankens. Er ist nicht nur ein beliebtes Ausflugs- ziel, sondern bietet als sogenannter Zeugenberg auch wertvolle Einblicke in die Erdgeschichte der Jurazeit. Eine schmale Straße führt bis unter den Gipfel, von dem aus man bei gutem Wetter sogar die 186 km weit entfernte Zugspitze entdecken kann. Paragleiter starten von den gipfelnahen Hängen aus und kreisen anschließend in der Luft, und auch Freizeitpiloten lieben den Hesselberg, an dem bereits im Jahr 1926 eine Segelflugschule einge- richtet wurde. Viele Wanderwege verlaufen auf den, über den oder um den Hesselberg. Der „Hesselberg-Pfad“ beispielswei- se führt als Gipfel-Rundweg zu den schönsten Punkten des Berges und bietet interessante Informationen zu Natur, Geschichte und Geologie, letz- tere steht auch im Mittelpunkt des „Geologischen Lehrpfads“, der von Wittelshofen herkommt. Etwas be- schaulicher gestaltet sich die „Sinnes- pfad-Entdecker-Tour“, die auf dem Hesselberg dem „Rundwanderweg 1“ entgegen dem Uhrzeigersinn folgt. Die- ser wiederum beginnt beim Evangeli- schen Bildungszentrum, verläuft ost- wärts über einen Feldweg ohne starke Steigungen teils am Waldrand, teils auf dem sonnigen Südhang, den Magerra- sen und Wachholderheide kennzeich- nen. Zahlreiche Infotafeln vermitteln Wissen zur Natur, Geschichte und Geo- logie des Berges. Wer nicht zu Fuß gehen will, bucht eine Bustour, die rund um den Hesselberg führt und verschiedene Stationen an- steuert, darunter die wohl einzige En- gelbrauerei, die von einer Familie Teu- fel betrieben wurde. Auch ein Abstecher auf den Berg selbst ist vorgesehen, wobei die Teilnehmer einiges über die zahlreichen Mythen und Legenden er- fahren, die sich um den Hesselberg ranken. Die Sage vom Teufelsloch bei- spielsweise handelt von drei Knaben, die am Hesselberg Schafe hüteten. Ei- ner von ihnen wagte sich in eine Höhle, wo er von seinen Kameraden verges- sen wurde und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Ähnlich tragisch endet die Geschichte vom Berggeist, in der ein Burgfräulein nach einem Hunnenüber- fall in der niedergebrannten Ruine ihrer Burg ums Leben kommt. Und schließ- lich findet auch die dritte Legende, die sich um die drei unerlösten Jungfrauen vom Schlößleinsbuck dreht, kein gutes Ende, da es ein Knecht, der zur Rettung der armen Maiden ausersehen war, mit der Angst zu tun bekam, weshalb er diese im Stich ließ. So negativ wollen wir unsere Entde- ckungsreise rund um Ansbach aber nicht beenden, also schließen wir mit dem wichtigsten Ereignis, das jedes Jahr an Pfingstmontag am Hesselberg stattfindet: dem weit über die regiona- len Grenzen hinaus bekannten Bay- erischen Evangelischen Kirchentag. Eine Veranstaltung ähnlicher Art ist die Hesselbergmesse, zu der seit 1803 Tausende von Christen auf dem Berg zusammenfinden. Sie wird immer am ersten Sonntag im Juli auf der Oster- wiese gefeiert. Hesselberg, Foto: Benny/stock.adobe.com